
SORRY! Dienstag konnten wir nicht öffnen
Ein fettes SORRY für letzten Dienstag. Wir haben niemanden für den Dienst gefunden und mussten deshalb die Tante geschlossen lassen. Das ist uns schon sehr lange nicht mehr passiert. Das tut uns aufrichtig leid, denn es ist natürlich blöd vor verschlossener Türe zu stehen, wenn ihr euch schon die Mühe macht, zu uns zu kommen.
Aber es ist auch ein Indiz dafür, dass unsere Ehrenamter*innen-Decke sehr dünn ist, besonders am Dienstag. Was meinst du: Könntest du nicht einen Dienst im Monat oder alle zwei Monate übernehmen? Kaufladen spielen? Macht Spaß.
Unser Konzept funktioniert nur, wenn sich genügend Menschen finden, die sich ein wenig engagieren. Für unser Lädchen, für die Idee der Gemeinwirtschaft, für etwas, was unsere lebensfeindliche Wirtschaftsordnung ersetzt. Gib dir einen Ruck und melde dich, wir freuen uns über Verstärkung.
07.09.: BÄM Jam Session
Schrei auf e.V., Waldhausener Straße 62
08.-11.09.: Japan Filmfest Niederrhein
Karten und das ganze Programm hier:
https://lemuria.eineerde.org/japan-filmfest/
09. und 10.09.: Japanischer Streetfood Workshop
https://lemuria.eineerde.org/japan-filmfest/
11.09.: Öko-Aktionstag auf Schauhof in Willich
Von 11 – 17 Uhr, alle Infos hier.
11.09.: Nachbarschaftliches Sommertreffen


Fertigpizza fickt uns
Ritsch-ratsch, schnipp-schnapp, rein in die Pfanne, in den Topf, in den Ofen, 10 Minuten backen, dünsten, braten – fertig ist das „Essen“: immer mehr Menschen greifen zur Tiefkühlkost. Seit 1989 hat sich der Absatz der eisigen Mahlzeit nahezu verfünffacht, von 3,2 Mrd. Euro zu 15,9 Mrd. Euro. Ein ungeheurer Anstieg, und ein Trend, der ungebrochen scheint, wie die folgende Grafik zeigt:
Einsame Nahrung
Auch in der Corona-Zeit hielt der Trend an. Das hat natürlich auch eine Auswirkung auf unser Lädchen, denn wir verkaufen nahezu ausschließlich Rohstoffe, Grundzutaten zum Selberkochen. Je weniger Menschen selber kochen, desto weniger kaufen bei uns ein.
Wollen die Menschen nicht mehr kochen oder können sie es nicht mehr? Was sind die Gründe, warum die Menschen immer mehr zur Fertignahrung greifen?
Klar ist: Fertiggerichte machen dick, sind ungesund und steigern das Krebsrisiko. Fertiggerichte machen sogar süchtig, wie die Ökotoxikologin Andrea Herrmann weiß. Der Grund: die unnatürliche Zusammensetzung der prozessierten Nahrung verwirrt unser Belohnungszentrum, immer mehr des Industrie-Breis muss gegessen werden, um den gewünschten Kick auslösen zu können. Interessant: In 77 Prozent der Fällen werden Fertiggerichte für den Eigenverzehr aufgebrüht.
Die eisige Mahlzeit wird also nicht mit den Lieben zusammen gegessen, sondern alleine verschlungen. Im Umkehrschluss könnte das bedeuten, dass wir immer öfter alleine essen. So gesehen: der weiter steigende Konsum von Fertignahrung scheint ein Indiz für die Vereinsamung der Menschen zu sein, die Kälte der Tiefkühlkost steht in Zusammenhang mit der wachsenden sozialen Kälte.
Mangelnde Selbstfürsorge
Es ließe sich noch darüber spekulieren, ob die Menschen immer mehr erschöpft sind von einem Alltag, der ihnen die Kraft raubt, für sich selbst gut zu sorgen. Denn das ist es ja auch: Selbstfürsorge, wenn ich gut und gesund und lecker für mich koche. Und weiter: in einer Welt, die meine Arbeitskraft ausbeutet, kann ich durch den Verzehr von Fertignahrung auch aktiv Teil haben an Ausbeutungsprozessen, also selber andere Menschen ausbeuten. Denn irgendjemand stellt die Nahrung ja für mich her, irgendjemand stellt die Industrieanlagen für Fertignahrung her, irgendjemand baut die Rohstoffe für die Maschinen ab und schließlich baut jemand die Nahrungsmittel an, die in den Fertiggerichten verarbeitet werden. Alles Prozesse, die den Menschen, die daran beteiligt sind, sicher keine Freude bereiten. Mit dem Essen von Fertignahrung stelle ich mich an die Spitze eines gigantischen Industrieprozesses, der auch andere schädigt. Fertignahrung ist so gesehen die aggressive Teilhabe an imperialen Lebensweisen: für mich wird gekocht, von anonymen Lohn- und Maschinensklaven. Fertig-Essen als imperiale Geste.
Buchweizen statt Bofrost
Weniger Fertignahrung zu konsumieren ist also nicht nur gesünder und leckerer, sondern auch eine gelebte Kapitalismusreduktion. Vielleicht ließe sich sagen, dass wir bestrebt sein sollten, unser Leben so zu führen, dass wir gut essen können, dass wir Zeit dafür haben. Wenn ich häufig zu Fertignahrung greife, dann ist das wahrscheinlich ein Anzeichen dafür, dass etwas falsch läuft im Leben. Für mich und für andere. Also: komm mal wieder zur guten, alten Tante, füll dir zum Beispiel ein Kilo Buchweizen ab, und schau mal, was man damit alles Leckeres machen kann. Und veränder gleichzeitig die Welt. Ein ganz kleines bisschen.
Die Woche wird zusammengestellt von Lars